28. Januar 2025

Red Zone. Der Bereich, wo es gefährlich wird.

In vielen Mannschaftssportarten gibt es Bereiche auf dem Spielfeld, die als Red Zone bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um den Bereich, der für die verteidigende Mannschaft die größte Gefahr birgt, für die angreifende die meisten Chancen. Doch was hat das mit dem Miteinander in einer Organisation zu tun?

Mehr als das „professionelle“ Ich ist Red Zone:

Frederic Laloux beschreibt in seinem Buch „Reinventing Organizations: …” (2014) die Bereiche außerhalb der Red Zone wie folgt: Am Arbeitsplatz wird man traditionell dazu angehalten, mit seinem „professionellen“ Ich aufzutreten und alle anderen Teile seiner selbst an der Tür zu lassen. Oft wird von uns verlangt, eine männliche Beherztheit zu zeigen, Entschlossenheit und Stärke zu demonstrieren und Zweifel und Verletzlichkeit zu verbergen. Die Rationalität regiert: Das emotionale, intuitive und spirituelle Selbst ist in der Regel unerwünscht oder fehl am Platz.

Die Red Zone lieber verteidigen:

Organisationen befürchten, dass Launen, Macken, Freizeitkleidung und zu viel Persönlichkeit die Produktivität und Steuerung der Menschen gefährdet. Die Menschen in einer Organisation ihrerseits befürchten, dass sie, wenn sie mit allem, was sie sind, auftauchen, ihr Selbstverständnis der Kritik und dem Spott aussetzen und als seltsam und fehl am Platz erscheinen. Es scheint sinnvoller, das eigene Ich hinter einer professionellen Maske zu verstecken.

Viel Energie geht verloren, wenn wir die Red Zone schützen:

Verteidigung kostet Energie. Nicht nur im Spiel, auch im Training sind die Verteidigungseinheiten meist diejenigen, die viel Energie ziehen. In Organisationen ist das nicht anders: Führungskräfte versuchen, nicht zu persönlich zu werden, und die Menschen in einem Team achten darauf, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Leistung steht im Vordergrund. Ein Fokus auf Ergebnisse ist dabei nicht schlecht, doch oft wird dabei ignoriert, dass genau diese Ergebnisse von viel Persönlichkeit anhängen.

Es gibt Instrumente, die Red Zone zu entschärfen:

Es hilft, über Rahmenbedingungen zu führen. Diese setzen klare Grundregeln und geben ein Ziel vor. Sie lassen gleichzeitig genug Raum für individuelle Klasse. In Organisationen wie im Mannschaftssport dürfen Talente nicht zu sehr eingeschränkt werden, brauchen aber Leitplanken, die ihnen helfen, sich im Sinne des Teams bzw. der Organisation weiterzuentwickeln. Auch ein sicheres und unterstützendes Umfeld kann helfen, dass wir die Red Zone verkleinern und mehr Persönlichkeit in Organisationen bringen.

Mehr Wirkung und Leistung durch Menschlichkeit:

Damit ist nicht gemeint, dass wir auf Leistung verzichten oder Fehler nicht angesprochen werden dürfen. Ganz im Gegenteil: Ergebnisorientierung und eine echte Fehler- und Feedback-Kultur sind wesentliche Bestandteile für wirksame Organisationen, in denen Menschen mehr von sich einbringen – mehr Leistung und mehr Persönlichkeit.