Im professionellen Mannschaftssport, vor allem in den Sportarten, wo mehrere Auszeiten genommen werden können, sieht man oft, dass sich die erfolgreichen Coaches mehr auf systemische Korrekturen konzentrieren, während erfahrene Teammitglieder Anpassungen an den Feinabstimmungen auf dem Spielfeld vornehmen. Warum ist das so?
Die richtige Perspektive bringt Verständnis:
Während die Coaches das Spiel von außen verfolgen und somit den Blick für das große Ganze haben, sind sie nicht auf dem Spielfeld und sehen auch nicht das Gleiche wie die Akteure. Erfolgreiche Coaches versuchen daher nicht, zu erklären, was die Akteure sehen und wie sie agieren sollen, sondern konzentrieren sich auf das, wo sie einen echten Mehrwert liefern können. Um Anpassungen auf dem Spielfeld und in der Abstimmung untereinander vorzunehmen, verlassen sie sich auf die Eindrücke und Meinungen Akteure auf dem Spielfeld und setzen diese ins Verhältnis zum Gesamtverlauf. So sind sie nicht nur glaubwürdiger, sondern auch wesentlich wirksamer.
Manchmal müssen wir auch die andere Perspektive einnehmen:
Um aber selbst zu erfahren, wie sich bestimmte Abläufe anfühlen, verbringen erfolgreiche Coaches das Training meist auf dem Spielfeld oder sie versuchen die Perspektive der Akteure, auf denen der Fokus liegt, zu spiegeln. Erst wenn echte Spielsituationen (z. B. ein Trainingsspiel) trainiert werden, nehmen sie die Rolle ein, die sie auch während des Spiels haben – an der Seitenlinie.
Auch in der Führung müssen wir die Arbeitsabläufe kennen:
In Organisationen ist das nicht anders: Wenn wir die Prozesse der Menschen, die wir leiten wollen, nicht kennen und nicht selbst nutzen müssen, schwinden unsere Authentizität und Wirksamkeit. Das heißt, ob am Produktionsband, im Marketing oder direkt am Kunden: Wenn die Führungskraft die aktuellen Prozesse weder kennt noch beherrscht, wird es sehr schwer, die Menschen wirksam zu erreichen.
Es gibt organisatorische Lösungen…
Eine Möglichkeit, um Führungskräfte wieder näher an die fachlichen Aufgaben zu führen, ist die Trennung von fachlicher Leitung und die Leitung der Menschen. Während sich letztere vor allem um die Weiterentwicklung der Menschen und die Umsetzung der fachlichen Strategie auf deren Ebene konzentriert, setzt die fachliche Leitung die Strategie der Organisation auf Bereichs- und Teamebene um und arbeitet aktiv im Tagesgeschäft mit (ähnlich des Product Owner im Scrum).
…und die Lösung am Menschen:
Ergänzend dazu oder wenn das direkte Mitarbeiten nicht möglich ist, können wir an der Haltung und der Ambiguitätstoleranz der Führungskräfte arbeiten. Denn andere Wege wirklich zuzulassen und zu akzeptieren, dass wir andere Wege, Eigenarten und Menschen nicht immer verstehen, aber immer begleiten können, bedarf Einsicht und Training. Es ist ein Brechen mit dem Altbekannten, das uns aber immense Möglichkeiten bietet.