In den letzten Jahren haben wir immer wieder festgestellt, dass Organisationsentwicklungsprogramme, persönliche Karrieren und private Fortschritte oftmals daran scheitern, dass gesteckte Erwartungen nicht erfüllt werden. Sind unsere Erwartungen zu hoch gesteckt und wir erreichen diese nicht, sind wir bzw. ganze Organisationen schnell frustriert. Gleiches gilt mit zu niedrigen Erwartungen: Wir investieren Zeit und Energie immer nur zu dem Grad, wie wir auch einen Erfolg erwarten. Sprich, auch zu niedrige Erwartungen führen vermehrt zu einem Scheitern des Vorhabens und weniger dazu, dass wir unsere Erwartungen übertreffen.
Erwartungsmanagement ist agil und nicht starr:
Ähnlich wie in der agilen Projektplanung, wo wir innerhalb eines vorgegebenen Rahmens versuchen, von Planungshorizont zu Planungshorizont zu denken (in Bezug auf unsere Kapazitäten, unsere Ziele und unsere Wege dorthin), sollten wir auch unsere Erwartungen regelmäßig überprüfen. Dabei heißt es aber ehrlich sein: Haben wir unsere Erwartungen über- oder untertroffen? Warum war das so? Können wir mit dem vermeintlichen Scheitern umgehen? Sind wir stark genug, daraus zu lernen?
Scheitern ist immer noch ein No-Go:
Leider fällt es Organisationen und den Menschen darin immer noch schwer, zu scheitern. Wenn wir unsere Erwartungen nicht erfüllen, suchen wir vielmehr nach Gründen, warum die Erwartungen anfangs bewusst anders gesteckt wurden oder warum es unter den neuen Umständen gar nicht möglich war, diese zu erfüllen. (Vorsicht Ironie: Neue Umstände und unvorhersehbare Einflüsse eignen sich hervorragend, nach Ausreden und nicht nach Erkenntnissen zu suchen. Schließlich können wir alle noch nicht in die Zukunft sehen, sodass jeder neue Tag unvorhersehbar ist.) Das liegt daran, dass wir schon sehr früh in der Schule lernen, dass Fehler schlecht sind. Wir lernen, unseren Selbstwert direkt an unsere Leistung bzw. die Beurteilung dieser durch Fachpersonal zu koppeln. Irgendwann sind wir selbst unsere schärfsten Kritiker. (Noch mal Ironie: Und bei anderen, bei denen es funktioniert hat, waren die Umstände wesentlich fruchtbarer.)
Selbstwert und Haltung als Anker und Kompass:
Deshalb ist es so wichtig, zu lernen, unsere Leistung als Leistung zu sehen und von unserem eigenen Selbstwert ein Stück zu entkoppeln. Das macht uns in unserer Gedankenfindung freier, steigert unsere Leistung und lässt uns in allem wirksamer werden. Auf einmal fällt der Vertrieb leichter, unsere Effizienz steigt und unsere Lösungen finden Anklang. Das geschieht nicht von heute auf morgen. An uns selbst zu arbeiten ist ein Prozess, aber eben auch eine sehr lohnende Investition. Wir haben herausgefunden, dass für echte Entwicklung der Startschuss länger sein muss (daher bieten wir Bildungswochen an), die investierte Zeit danach aber durch wesentlich kürzere Zeiten der Reflektion und Weiterentwicklung mehr als kompensiert wird.